Taufe

Was ist, wenn wir unser Kind taufen lassen wollen?
Es ist endlich da!
Alles ist dran, es schläft viel und hat, wenn es wach ist, immer Hunger. Endlich geboren, nach neun langen Monaten, abgenabelt und noch hilflos. Ein Kind Gottes.

Mütterliche oder väterliche Gefühle stellen sich ein; die Frau, die ein Kind in sich wachsen spürte, ist dem Mann ungleich weit voraus. Trotz möglicher gemeinsamer Geburtsvorbereitung. Was in ihr lange schon lebendig war, ist ihm endlich sichtbar vor Augen. Der Kinderwunsch vor Jahren entstanden: Bei ihr oder ihm, bei ihm oder ihr, bei beiden in ihrer Beziehung. Möglichweise in dieser Reihenfolge. Teil des eigenen Lebensentwurfes, ohne ursprünglich auf einen bestimmten Menschen gezielt gedacht gewesen zu sein.

Es ist da.

Rückblick: Da waren beide, Frau und Mann und ihre Lust, das Ausbleiben der Regel, der B-Test aus der Apotheke, die ersten Untersuchungen und Ultraschallbilder, das tägliche Spucken und Regungen des neuen Lebens im Bauch der Frau , Eifersucht auf das Kind, verhinderter Sex, eine sich ändernde Partnerschaft und sich auf das Berufsleben auswirkende Perspektiven nach der Geburt…

Die Geburt eines Kindes verdient eine Dank- oder Lebensfeier. Kirchlich gesehen gibt es dazu das Fest oder das Ritual der Taufe. Leben hat sich in den vergangenen Monaten entwickelt. Wie ein Geschenk ist das Kind da, ohne dass man dafür etwas getan haben müsste. Unabhängig von dem Mann, der Frau, ist etwas herangewachsen, in dem beide, womöglich sogar ein Teil beider Familien, sich wiederfinden werden. . Und: Immer weniger Menschen in Europa wird dieses Glück zuteil, weil offensichtlich Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit abnehmen.

Es gab Zeiten, in denen niemand lange diskutierte, ob und wann ein Kind getauft werden sollte. Da beschlossen ein irgendwie gearteter Familienrat oder die Großmutter: „Die Pfarrerin oder der Pfarrer wird gerufen und das Kind am kommenden Sonntag zu Hause getauft. Damit ihm nichts passiert. Man geht nicht man mit einem ungetauften Kind aus dem Haus. Sonst könnte der Teufel ja seine Hand danach ausstrecken, und was würden die Nachbarn sagen?“

Da hat sich manches geändert.

Heute entscheiden Eltern oder der eher religiös Geprägte in der Familie, ob ein Kind getauft wird. Zuweilen ganz pragmatisch: weil es einfach dazugehört, das neue Leben mit einem Fest zu beginnen.

In der frühchristlichen Zeit wurden Erwachsene getauft. Wenn jemand Christus in seinem Leben für wichtig hielt, bekannte er sich damit öffentlich zu ihm. Er trug „Christ“ als zusätzlichen Namen, verabschiedete sich von seinem bisherigen Leben, ließ es symbolisch durch Wasser abwaschen, sich ganz untertauchen und war für sein neues Leben „gereinigt“. Christliche Werte und Verhaltensmuster wurden Grundlage seines Lebens. Immer häufiger wurden später Kinder getauft, weil die neuen Mitglieder einer Familie zur christlichen Familie dazugehören sollten.

Die Heilige Taufe als Lebensfest. Taufe heißt: Wir freuen uns, und das neue Leben soll gefeiert, geheiligt werden. Viele Eltern reflektieren erstmals die religiöse Dimension einer Geburt, das Geschenk eines neuen Menschen und empfinden tiefe Dankbarkeit. Immer mehr Eltern lassen deshalb ihr Kind taufen.

Das schließt ein Bekenntnis zur christlichen Gemeinde ein.

Dazu gehört auch die Sitte, für das Kind Paten auszuwählen. Ursprünglich sollten Paten die Eltern ersetzen, für den Fall, dass diesen etwas passieren könnte, und das Kind in ihren Haushalt nehmen. Der Gedanke passt allerdings nicht mehr in unsere Zeit. Wenn die Eltern es nicht testamentarisch festgelegt haben, haben die Paten den Status von Fremden und kommen als Eltern nicht in Frage. Vielmehr sind sie Wegbegleiter des Kindes. Ihre religiöse Prägung oder Kompetenz geben sie dem Kind mit, allein hierin besteht ihre vorrangige Aufgabe.

Die Paten müssen Mitglieder einer der beiden christlichen Kirchen sein oder zur Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen gehören.

Sie legen das Versprechen ab, dafür zu sorgen, dass das Kind die christliche Gemeinde kennen lernt und erziehen es im Glauben. Zumindest ein Elternteil wird ebenso der Kirche angehören, ist doch auch in ihm der Wunsch nach einer Taufe des Kindes entstanden.

Im sonntäglichen Gottesdienst trifft sich die Gemeinde. In zahlreichen Gemeinden gibt es Tage vor der Taufe ein oder mehrere Taufgespräche, in denen Sinn und Ablauf der Heiligen Taufe besprochen und Gestaltungsvorschläge für die Feier diskutiert werden. Taufeltern, Paten, weitere Menschen aus der Gemeinde und die Pfarrerin oder der Pfarrer bereiten den Gottesdienst vor. Jährlich wiederkehrende Tauferinnerungen bilden Grundlagen für ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl.

Das ist das Angebot der Kirche: Ein Ort, in dem das Menschsein geübt und gelebt werden soll, in dem Menschen darauf vertrauen dürfen, dass sie Unterstützung in Krisenzeiten erfahren.

Checkliste zur Vorbereitung der Heiligen Taufe

  • Zeitplanung
    > Wann soll was, wie, mit wem besprochen, geklärt und organisiert werden?
  • Taufanmeldung (persönlich oder telefonisch)
    > Festlegung des Tauftermins mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer

> evt. Patenbescheinigung derWohnortgemeinde der Paten besorgen

  • Wo wird die Taufe anschließend gefeiert:
    > Gemeindehaus oder Gasthof: Vorbestellung der Räumlichkeiten
  • Taufgesprächstermine im Pfarramt
    > Stammbuch nicht vergessen
  • Taufgespräch:
    > Ablauf der Taufe(n) in der Kirche durchsprechen
    > Mitmach-Möglichkeiten im Gottesdienst klären:
    > Lieder, Musik, Gebete, Texte, Liedblatt oder Erinnerungsstück überlegen
    > Lieder und Musik auswählen
    > Wer besorgt den Blumenschmuck? Wer schmückt die Kirche?
    > Taufkerzen- und /oder Kleid: eine Frage der familiäre Traditionen
    > Foto- und Videoaufnahmen absprechen
    > Kollekte / Spenden bedenken und ggf. selbst (wem ?) übergeben
  • Versand der Einladungen zur Tauffeier
  • Taufanzeige in Zeitung oder Gemeindebrief veröffentlichen
  • Tauffest in der Gemeinde / privat arrangieren
    > gemeinsam mit anderen Taufeltern
    > als Frühstück nach dem Gottesdienst

Quelle: Wolfgang H. Weinrich, Mittendrin, Spener-Verlag

weitere Informationen: Broschüre: Die Taufe – eine Verbindung, die trägt