Im letzten Jahr wurde im Zusammenwirken der Ortsgemeinde und der Kirchengemeinde der Garten neu angelegt.
Die beauftragte FFS (Forschungsstelle Frei und Spielraumgestaltung) entwickelte mit Vertretern der Ortsgemeinde und des Kirchenvorstandes, den Kindern, Team und Eltern einen gemeinsamen Plan für einen naturnahen Garten. Eingebettet in unsere über viele Jahre eingewachsene Gartenanlage entstanden spannende Bewegungs-, Spiel- und Experimentierbereiche, wie Kletterwand, Hangrutsche, Baumhaus, Feuerstelle, Hängematten, Sträucher und Büsche.
Offene Materialien wie Steine, Wasser, Sand und Bretter können immer wieder verändert werden und fördern das kreative Spiel der Kinder. In den Hochbeeten haben die Kinder mit ihren Erzieherinnen Weizen und Karotten eingesät, Blumenzwiebeln gesteckt, Salatpflänzchen groß gezogen. In der Kräuterschnecke duften Rosmarin, Sauerampfer sowie Minze und werden gerne im Vorbeigehen vernascht. Aus winzigen Samenkörnern sind riesengroße Sonnenblumen gewachsen, die über den Gartenzaun ragen.
Gerne übernehmen die Kinder mit den Erwachsenen zusammen die Pflege, beobachten und staunen, wie aus den kleinen Samenkörnern Gemüse, Blumen und Korn wachsen. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen und erkennen die Wichtigkeit von Sonne, Wind und Regen, für alles was wächst und gedeiht. In kleinen Kochaktionen wird das Geerntete vorbereitet und gemeinsam gegessen.
Der Wechsel der Jahreszeiten regt die Sinne an und birgt auch immer wieder neue Spielimpulse. Die Kinder sammeln Kastanien, Blätter werden zusammenkehrt und zu großen Blätterbergen aufgeschüttet, Nüsse geerntet und geknackt, Schneekugeln gerollt und zu einer Schneeburg aufgetürmt. Wir gehen zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter in den Garten.
Durch die Bewegungsfreude der Kinder wird ihre Muskulatur gestärkt und sie werden widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Das Spiel im Garten fördert die ganzheitliche Entwicklung der Kinder. Die Entwicklung motorischer Fähigkeiten stehen im engen Zusammenhang mit der Ausbildung sämtlicher Hirnfunktionen.
Für Kinder ist es besonders anfangs wichtig, mit allen ihren Sinnen Erfahrungen zu sammeln. So wurde in der modernen Forschung nachgewiesen, dass Bewegung nicht nur die körperlichen Funktionen, sondern ebenso das Denken, die Gefühle, sowie gesellschaftliches Verhalten, fördert.
Ein weiterer Aspekt, der in der Erziehung nicht vernachlässigt werden darf, ist der Kontakt mit der freien Natur, welcher eine gesunde Entwicklung unterstützt. In den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz (2004) wird zum Beispiel, um die Bewegungsfreude der Kinder zu unterstützen, ein großzügiges Angebot an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten gefordert. Diese Forderung können industriell gefertigte Spielgeräte in der Regel nicht alle erfüllen, da sie aufgrund ihrer Beschaffenheit eine bestimmte Nutzung vorgeben. Somit können sie den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder nicht nachhaltig stärken.
Ein weiterer Hauptaspekt ist das Fördern und Akzeptieren von Gefühlen durch soziale Erfahrungen, die heimische, natürliche Umgebung und künstlerisches Lernen. Dadurch werden Eigenständigkeit, Fantasie, Schönheitssinn, Gemeinschaftssinn und Selbstbewusstsein gefestigt.
Das Spielen in der Natur zum Beispiel bewirkt automatisch, dass Kinder lernen die Natur zu achten und zu bewahren und sich somit ein Bild von der Welt machen.
Diese früh erhaltene Grunderfahrung, welche auch durch religiöse Bildung gefördert wird, und das Wissen um die Welt behalten Kinder ihr Leben lang im Gedächtnis.
Bei diesem naturnahen und bewegungsfreudigen Lernen spielen auch Kommunikation und Wechselbeziehungen zwischen den Kindern und ihrem Umfeld eine zentrale Rolle. Wissen wird ausgetauscht, Fragen werden gestellt, Lösungen werden gemeinsam gesucht, Erfahrungen ausgetauscht. Sprachliche Kenntnisse sind eng mit persönlicher Weiterentwicklung und Einzigartigkeit verbunden und sind ein wichtiger Punkt in einer immer stärker weltoffenen Gesellschaft.
Das naturnahe Lernen bietet noch einen weiteren Aspekt der Erziehung: Kinder lernen, sich nicht auf geschlechtsspezifische Rollen festzulegen, sondern frei von diesen eigene Sichtweisen zu entwickeln.
Zum Beispiel werden auch Technik, Mathematik und Naturwissenschaften, mit Blick auf das menschliche Zusammenleben, betrachtet. Es werden wie zufällig Entdeckungen am Objekt gemacht, welche immer wieder neue Fragen aufwerfen. Im Einklang mit der Natur findet man durch Beobachtungen Erklärungen für bestimmte Ereignisse.
Man forscht und versucht, über das (Be)greifen, zu Erkenntnissen und Schlussfolgerungen zu gelangen.
Jedes Objekt regt erst einmal dazu an, W-Fragen zu stellen. Je mehr man sich mit dem jeweiligen Objekt beschäftigt, desto komplexer werden diese Fragen. Durch Bauen mit diesen natürlichen Materialien können Schlussfolgerungen gezogen werden, die ebenso die Mathematik, Geometrie, Physik einbeziehen. Diese Lerneindrücke gibt es kostenlos, aufgrund der Einzigartigkeit der Natur. Jeder Stein sieht anders aus, es lassen sich keine zwei absolut gleichen Objekte in der Natur finden.
Diese Bewegung in der freien Natur fördert das Lernen und selbstständige Forschen.
Fasst man das alles zusammen, ergibt sich ein eng verbundenes Netz, in dem keiner der oben genannten Bausteine alleine abläuft, sondern alles zusammenhängt. Dieses Netz fördert die Bereiche des Lernens, welche Kindern das lebenslange Lernen ermöglichen.