die Schuld der Väter an der dritten und vierten Generation

100 Jahre Ende des 1. Weltkrieg – was hat das mit unserer Gegenwart zu tun?

Orgelvorspiel

Begrüßung

Am 11. November 1918 setzten die Kriegsgegner ihre Unterschriften unter den Vertrag im Wald von Compiègne zum Waffenstillstandsvertrag, der den 1. Weltkrieg beendete. 100 Jahre – vier Generationen. 

Oma erzählt von Bombenabwurf über Mainz, als sie Anfang zwanzig war….

„Denn ich bin der HERR, dein Gott, ein eifersüchtiger Gott: Ich suche die Schuld der Väter an den Kindern heim, an der dritten und vierten Generation, bei denen, die mich hassen.“

Ein Wort aus dem 1. Gebot erinnert daran, dass Ereignisse – selbst wenn sie schon weit zurückliegen – Auswirkungen haben auf unsere Gegenwart. Genetiker haben festgestellt, dass Erfahrungen Erinnerung in die Gene geschrieben der nachgeborenen Generationen der Kriegsteilnehmer sind. In uns Heutigen stecken also noch die Urängste der Kriegsgeneration des 1. Weltkrieges. 

Einspielen von Hannes Wader, Es ist an der Zeit

Votum 

L: Der Friede Gottes sei mit uns allen. Wir hören auf Gottes Wort und feiern Gottesdienst, weil wir nach Frieden suchen. Wir gedenken des Krieges, weil wir Frieden wollen. Wir beten und singen, weil wir glauben, dass Gott Frieden schenkt. Gott segne uns diese Stunde. Amen. 

Eingangslied 

Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

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Psalm 

L: Wir beten mit Worten aus Psalm 73:
Ich bin doch täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle Morgen da. 

G: Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, 

L: du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. 

G: Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde. 

L: Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost
und mein Teil. 

G: Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen;
du bringst um alle, die dir die Treue brechen. 

L: Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.  Kommt, lasst uns anbeten:

L + G: Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist

Litanei 

Gott. Wir denken zurück.
An eine Zeit, die vor uns war.
An eine Zeit, die uns bis heute prägt.
Männer zogen seit dem Juli 1914 in den Krieg,
waren aber nicht zurück, bevor das Laub von den Bäumen fiel.
Wir gedenken der Gefallenen und Vermissten des ersten großen Krieges.
Wir bitten Dich, Gott, um Dein Erbarmen. 

Gott. Wir halten inne. Und gedenken.
Die Lichter verlöschten in ganz Europa. Vier Jahre Krieg.
Und dann: Ab dem 11. November 1918 schwiegen die Waffen.
Die Schützengräben waren leer.
Wir gedenken derer, die mit leeren Blicken nach Hause zurückkehrten
und den Krieg nie wieder vergaßen.
Wir gedenken der Familien, die zerstört wurden durch den Krieg.
Durch Vermissen. Durch Tod. Durch Traumata.
Wir bitten Dich, Gott, um Dein Erbarmen. 

Gott.  Wir können nicht fassen, was Menschen einander antun.
Wir bringen es Dir.
Es gab den großen Krieg 14-18.
Und wieder, nur wenige Jahre später,
gab es den zweiten großen Krieg.
Und wieder taten Menschen einander Gewalt.
Wieder starben Menschen
Wieder zerstörten Menschen einander das Leben.
Manche erinnern es noch.
Wir bitten Dich, Gott, um Dein Erbarmen. 

Gott, wir denken zurück
in der Zeit, in der wir heute sind.
Heute leben wir hier nicht mehr in Zeiten großer Kriege.
Unsere Welt aber ist verstrickt, noch immer, an so vielen Orten,
in die Kreisläufe von Hass und Gewalt.
Wir bitten Dich, Gott, um Dein Erbarmen. 

GLORIA mit Psalm 126 

Gott,
wir sind Gefangene zwischen damals und heute,
Gefangene der Gewalt, die umfängt,
Mensch gegen Mensch,
Bruder gegen Bruder,
Schwester gegen Schwester. 

Wenn unser Gott die Gefangenen Zions erlösen wird,
werden wir sein wie die Träumenden. 

Gott,
wir sind Trauernde zwischen damals und heute,
traurig über Tod und Vermissen. 

Wenn unser Gott uns erlösen wird,
wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. 

Gott, wir sind Hoffende zwischen damals und heute,
erinnern um nicht zu vergessen,
erinnern, um nicht zu wiederholen.
Und wir hoffen, bis in Ewigkeit.
Auf Erlösung aus der Gefangenschaft von Gewalt und Trauer und Frage. 

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen
und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

EG 584, 1-4 Meine engen Grenzen 

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2. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke: Gott erbarme dich.

3. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit / bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme: Gott erbarme dich.

4. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich. Wandle sie in Heimat: Gott erbarme dich.

HL Kriegsvaterunser des Religionspädagogen Dietrich Vorwerk in seinem Kriegsliederheft „Hurra und Halleluja“ (Schwerin 1914)

Eile, den Deutschen beizustehen,
Hilf uns im heiligen Kriege!
Laß deinen Namen sternengleich
Uns vorleuchten, dein deutsches Reich Führ zum herrlichsten Siege!
Wer wird unter den Siegern stehn?
Wer wird ins dunkle Schwertgrab gehen? Herr, dein Wille geschehe!
Ist auch kärglich des Krieges Brot,
Schaff nur täglich den Feinden Tod
Und zehnfältiges Wehe!
In barmherziger Langmut vergib
Jede Kugel und jeden Hieb,
Die wir vorbeigesendet!
In die Versuchung führe uns nicht,
Daß unser Zorn dein Gottesgericht
Allzu milde vollendet!
Uns und unserem Bundesfreund
Gib Erlösung vom höllischen Feind
Und seinen Dienern auf Erden!
Dein ist das Reich, das deutsche Land; Uns muß durch deine gepanzerte Hand Kraft und Herrlichkeit werden!

Der alte Kaiser Konstantin Wecker

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde;
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen

An die Kulturwelt! Ein Aufruf 

(93 Unterzeichnende, u.a. die Theologen Adolf Deißmann, Adolf von Harnack, Adolf Schlatter, Reinhold Seeberg und Kulturschaffende wie Franz Liszt, Max Liebermann und Max Reinhardt.)

Wir als Vertreter deutscher Wissenschaft und Kultur erheben vor der gesamten Kulturwelt Protest gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten. Der eherne Mund der Ereignisse hat die Ausstreuung erdichteter deutscher Niederlagen widerlegt. Um so eifriger arbeitet man jetzt mit Entstellungen und Verdächtigungen. Gegen sie erheben wir laut unsere Stimme. Sie soll die Verkünderin der Wahrheit sein. 

Es ist nicht wahr, dass Deutschland diesen Krieg verschuldet hat. Weder das Volk hat ihn gewollt noch die Regierung noch der Kaiser. Von deutscher Seite ist das Äußerste geschehen, ihn abzuwenden. Dafür liegen der Welt die urkundlichen Beweise vor. Oft genug hat Wilhelm II. in den 26 Jahren seiner Regierung sich als Schirmherr des Weltfriedens erwiesen; oft genug haben selbst unsere Gegner dies anerkannt. Ja, dieser nämliche Kaiser, den sie jetzt einen Attila zu nennen wagen, ist jahrzehntelang wegen seiner unerschütterlichen Friedensliebe von ihnen verspottet worden. Erst als eine schon lange an den Grenzen lauernde Übermacht von drei Seiten über unser Volk herfiel, hat es sich erhoben wie ein Mann. (…) 

Es ist nicht wahr, dass eines einzigen belgischen Bürgers Leben und Eigentum von unseren Soldaten angetastet worden ist, ohne dass die bitterste Notwehr es gebot. Denn wieder und immer wieder, allen Mahnungen zum Trotz, hat die Bevölkerung sie aus dem Hinterhalt beschossen, Verwundete verstümmelt, Ärzte bei der Ausübung ihres Samariterwerkes ermordet. Man kann nicht niederträchtiger fälschen, als wenn man die Verbrechen dieserMeuchelmörder verschweigt, um die gerechte Strafe, die sie erlitten haben, den Deutschen zum Verbrechen zu machen.(…) 

Es ist nicht wahr, dass der Kampf gegen unseren sogenannten Militarismus kein Kampf gegen unsere Kultur ist, wie unsere Feinde heuchlerisch vorgeben. Ohne den deutschen Militarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden getilgt. Zu ihrem Schutz ist er aus ihr hervorgegangen in einem Lande, das jahrhundertelang von Raubzügen heimgesucht wurde wie kein zweites. Deutsches Heer und deutsches Volk sind eins. Dieses Bewußtsein verbrüdert heute 70 Millionen Deutsche ohne Unterschied der Bildung, des Standes und der Partei. 

Wir können die vergifteten Waffen der Lüge unseren Feinden nicht entwinden. Wir können nur in alle Welt hinausrufen, dass sie falsches Zeugnis ablegen wider uns. Euch, die Ihr uns kennt, die Ihr bisher gemeinsam mit uns den höchsten Besitz der Menschheit gehütet habt, Euch rufen wir zu: Glaubt uns! Glaubt, dass wir diesen Kampf zu Ende kämpfen werden als ein Kulturvolk, dem das Vermächtnis eines Goethe, eines Beethoven, eines Kant ebenso heilig ist wie sein Herd und seine Scholle.  Dafür stehen wir Euch ein mit unserem Namen und mit unserer Ehre!

(93 Unterzeichnende, u.a. die Theologen Adolf Deißmann, Adolf von Harnack, Adolf Schlatter, Reinhold Seeberg und Kulturschaffende wie Franz Liszt, Max Liebermann und Max Reinhardt.)

Bilanz des Krieges

Die Bilanz des Krieges zeigte ein bis dahin unbekanntes Ausmaß der Zerstörung und des Schreckens. An dem ersten globalen und totalen Krieg der Geschichte mit mehr als 17 Millionen Toten –damals und bis zum Zweiten Weltkrieg als „Großer Krieg“ bezeichnet –, beteiligten sich fast alle Groß-und Kolonialmächte sowie kleinere Staaten ihrer Zeit mit annähernd 70 Millionen Menschen. Der Erste Weltkrieg bereitete der Weltordnung des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht nur in Europa ein Ende: Frühere, multiethnische Großreiche zerfielen, neue Staaten entstanden. Die Machtverhältnisse und Einflusssphären im Nahen Osten wurden grundlegend neu definiert. Die verschiedenen Friedensschlüsse zwischen 1919 und 1923 schufen neue Staaten, aber auch weitreichende territoriale Veränderungen und Grenzziehungen, die neue Ungerechtigkeiten hervorriefen und Gedanken an Revanche und Revision befeuerten. 

Da der Erste Weltkrieg und die schweren Folgen des Krieges in allen Bereichen des Lebens, im privaten und öffentlichen Raum, auf nationalen und internationalen Ebenen Verwirrungen und Verwerfungen auslösten, wird er in der Erinnerungskultur und Geschichtsschreibung vieler beteiligter Völker, insbesondere der vormaligen West-und Mittelmächte, als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts wahrgenommen.     

Der Krieg Konstantin Wecker

EG 430, Gib Frieden, Herr, wir bitten

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2. Gib Frieden, Gott, wir bitten! Die Erde wartet sehr. Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr. Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein. Hilf, wenn wir weichen wollen, und laß uns nicht allein.

3. Gib Frieden, Gott, wir bitten! Du selbst bist, was uns fehlt. Du hast für uns gelitten, hast unsern Streit erwählt, damit wir leben könnten, in Ängsten und doch frei, und jedem Freude gönnten, wie feind er uns auch sei.

4. Gib Frieden, Gott, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt! Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, daß Friede siegt.

Friedensgebet von Coventry (EG 828)

Du, Gott des Friedens,
Führe mich vom Tod ins Leben,
aus dem Trug in die Wahrheit.
Führe mich aus Verzweiflung in die Hoffnung,
aus Angst in Vertrauen.
Führe mich vom Hass zur Liebe,
vom Krieg zum Frieden.
Lass Frieden unser Herz erfüllen,
unsere Erde und das All.

Vater unser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Da berühren sich Himmel und Erde, EG+ 75,1-3

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Ich habe einen Traum Konstantin Wecker

Ein neuer Himmel und eine neue Erde Jesaja 65,17-25

Ja, schau: Ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. An das Frühere wird nicht mehr gedacht werden und es wird nicht mehr zu Herzen gehen.
Vielmehr freut euch und seid fröhlich immerzu über das, was ich schaffe.
Ja, schau: Ich schaffe der Stadt Jerusalem Lachen und ihrem Volk Freude. Dann werde ich über Jerusalem fröhlich sein
und mich an meinem Volk freuen. Dort wird kein Weinen mehr gehört werden und kein Klagen. Dort wird es nicht mehr geben: Säuglinge, ein paar Tage alt und doch schon vergreist, die nicht ihre Tage erfüllen.
Ja, jugendlich ist, wer 100-jährig stirbt, und wer 100 Jahre nicht erreicht, gilt als bestraft von Gott wegen einer Verfehlung.
Sie bauen Häuser und bewohnen sie,
sie pflanzen Weinberge und essen ihre Früchte.
Sie werden nicht bauen und andere wohnen darin,
sie werden nicht pflanzen und andere essen davon.
Ja, mein Volk wird so alt wie Bäume werden,
und was ihre Hände erarbeitet haben,
werden die verbrauchen, die ich erwählt habe.
Sie werden sich nicht vergeblich mühen,
und sie gebären keine Kinder für einen plötzlichen Tod, denn sie sind Nachfahren der von Gotta Erwählten,
ihre Nachkommen bleiben bei ihnen.
So wird es sein: Bevor sie rufen, werde ich antworten,
während sie noch reden, werde ich sie erhören.
Wölfin und Lamm werden einträchtig weiden,
der Löwe wird wie das Rind Stroh fressen,
aber die Schlange: Staub ist ihr Brot.
Niemand tut etwas Böses oder wirkt Verderben
auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht Gott. 

Segen
Gott segne uns
und alle Menschen.
Dein Segen gilt allen gleich,
und nicht dem einen mehr und der anderen weniger.

Gott segne uns,
wenn uns Schuld drückt,
wenn uns Leid berührt
und schenke uns seinen Frieden.

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Orgelnachspiel