Trauung

Was ist, wenn wir heiraten?
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Heiraten ist nach wie vor im Trend. Die meisten heiraten im „Wonnemonat“ Mai, dicht gefolgt vom August. Viele sind „Wiederholungsheirater“; ihre Trauungen fallen nicht weniger aufwendig aus.

„Bist Du denn verrückt?“ fragt nicht nur die „beste“ Freundin, auch der geschiedene Mitarbeiter in der Firma weiß, dass sich eine Ehe nicht lohnt: „Bringt nur Stress“. Ein Drittel aller Ehen in Deutschland werden geschieden, mit steigender Tendenz. Keine Warnung?

Vom zärtlichen ins Ohr geflüsterten Gedanken: „Was hältst du eigentlich…?“ über den Tipp des Steuerberaters: „Finanziell gesehen würde es nicht schaden, wenn noch Sie in diesem Jahr“, die Auswahl des Stammbuches: „Oder soll es eins aus Leder sein?“, den nicht zurückzuhaltenden Tränen bei der kirchlichen Trauung bis zum Morgen danach „Ganz so habe ich mir das doch nicht vorgestellt…!“ – Es ist ein weiter Weg zur Ehe. Die Zeit aber, die gemeinsam verbracht wird, ist um ein vielfaches länger. Den Jahren nach gerechnet und das Durchschnittsalter der Trauwilligen berücksichtigt, etwa 60 Jahre.

Mann und Frau passen nicht zueinander, wird häufig scherzhaft behauptet und irgendwie stimmt es. Sie müssen erst zueinander finden: der Mann zur Frau, die Frau zum Mann, weil sie ganz unterschiedlich sind.

Wenn zwei Menschen zueinander „ja“ sagen, dann in der Absicht, sich so zu nehmen, wie sie sind, obwohl sie sich wahrscheinlich nie ganz kennen werden. Im Grunde ist die Hochzeit eine Willenserklärung: „Ja, mit dir werde ich es versuchen“.

Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Sozialisationen; den Rollen, in die sie hinein erzogen wurden, den väter- oder mütterlichen Vorbildern; den eigenen und fremden Erwartungen. Das liegt vor allen Dingen daran, wie es ihnen gelingt, den anderen als ergänzendes Gegenüber zu verstehen.

Im paradiesischen Zustand, so beschreibt es die Bibel, waren beide Menschen „einander Gehilfen“. Weibliches kam zum männlichen oder männliches zum weiblichen hinzu, einer komplettierte den anderen als Mensch.

Viele Paare legen in der Trauhandlung großen Wert auf die Sätze der Pfarrerin bzw. des Pfarrers „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ oder „Vor dem heiligen Gott und vor dieser Gemeinde frage ich dich: Willst du sie (ihn) als deine Ehefrau (deinen Ehemann) aus Gottes Hand hinnehmen, sie (ihn) lieben und ehren, in guten und bösen Tagen nicht verlassen und allezeit die Ehe mit ihr (ihm) nach Gottes Willen führen, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.

Ein weitreichendes Versprechen.

Der Trauung in der evangelischen Kirche geht die standesamtliche Eheschließung voraus. Die Eheleute sind also rechtmäßig verheiratet, wenn sie zur Kirche kommen. Die Ehe ist kein Sakrament. Im Gottesdienst erhalten Frau und Mann den Segen Gottes für den Weg, der vor ihnen liegt. Falsche Wege sind möglich, Sackgassen nicht ausgeschlossen. Kirchlich heiraten bedeutet, die Ehe, all das, was in den nächsten Jahren kommen mag, unter den Segen Gottes zu stellen. Gott erklärt: Ich bin bei euch, helfe euch, gebe Mut und Trost. Fragt nach dem, was euch und den Menschen gut tut. Dann kann euer Leben gelingen.

Die kirchliche Trauung will, neben der standesamtlichen, dem neuen Ehepaar bewusst machen, dass der sogenannte „schönste Tag“ erst dann zum besonders schönen Tag wird, wenn er durch die nachfolgenden Jahre verifiziert wird. Er soll unvergesslich bleiben und deshalb verdient er, gut bedacht und entsprechend vorbereitet zu werden.

Ökumenische Trauungen sind zwar unter dem Gesichtspunkt ökumenisch, dass beide Pfarrerinnen bzw. Pfarrer im Gottesdienst mitwirken. Ihre Funktionen im Gottesdienst haben allerdings unterschiedliche Konsequenzen:

Version A: Trauung in der evangelischen Kirche: evangelische Trauung.

Version B. Trauung in der katholischen Kirche: katholische Trauung.

Eine katholische Ehe kann nach dem Recht der Katholischen Kirche nicht geschieden werden auch, da sie ein Sakrament ist.

Diese Einschränkung gibt es in der evangelischen Kirche nicht; eine erneute Trauung ist möglich.

Bis ans Ende ihrer Tage…

Waren früher Ziele einer Eheschließung auch soziale Absicherung und Nachwuchs, so steht heute überwiegend die Liebesbeziehung im Vordergrund. Ist die Liebe dahin, hält die Ehe vielfach nicht mehr.

Überhaupt: Scheidungen nehmen, gerade in der ersten Ehejahren zu. „Du bist nicht die, die ich erwartet habe, du erfüllst nicht meine Hoffnungen, du hast dich verändert, überhaupt, du bist anders, als ich dachte“. Ent-Täuschungen stellen sich ein: Ich habe mich so nicht gekannt und den anderen so natürlich auch nicht. Ich habe mich getäuscht.

Auf dem Weg vom Single zur Partnerschaft spielt die Sexualität eine wichtige Rolle: Der Umgang mit Lust und Frust will gelernt sein. Des einen Erotik ist noch nicht des anderen Erfüllung. Männliche Bedürfnisse sind zuweilen vordergründiger als weibliche. Entscheidend ist nicht nur, dass es beiden Spaß macht, wie sie sich und ihre Körper erleben. Auch darüber sprechen zu lernen, was ihnen jeweils gut tut, führt zu weiterer Befriedigung.

Es ist nicht unwesentlich, für den anderen attraktiv zu bleiben. Neben der körperlich-attraktiven Seite gilt es, eine geistig-seelische Ebene zu finden. Es ist wichtig, bis ins Alter hinein „liebens-würdig“ zu bleiben, für den Partner, die Kinder und Enkel, den Freunden, Kollegen oder Verwandten. So stellt die Ehe an Mann und Frau gleichermaßen höchste Anforderungen.

Häufiger gesellt sich in jüngster Zeit zur kirchlichen Trauung auch eine oder mehrere Taufen. „Das machen wir in einem“, sagen sich nicht wenige Paare. Möglich ist die Integration beider sogenannter kirchlicher Amtshandlungen in einem festlichen Gottesdienst immer. Die Frage des „Wie“ und der Konsequenzen können im Traugespräch besprochen werden.

Checkliste zur Vorbereitung der kirchlichen Trauung

  • Zeitplanung
    > Wann soll was, wie, mit wem besprochen, geklärt und organisiert werden?
  • Anlegen eines Heiratskalender mit allen Terminen
  • Telefonisch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer klären:
    > Steht die Pfarrerin oder der Pfarrer am vorgesehen Termin für die Trauung zur Verfügung?
    > Wenn eine ökumenische Trauung stattfinden soll, gleiche Anfrage an die Pfarrerin oder den Pfarrer der anderen Konfession richten
    > Wann und wo findet das Traugespräch statt?
  • Traugespräch: Zeitbedarf etwa 2 Stunden.
    > Alle Papiere wie Geburts-, Tauf,- Konfirmationsbescheinigungen mitbringen
    > Welcher Blumenschmuck, welche Farben passen in die Kirche? Wer besorgt ihn,
    wer schmückt die Kirche
    > Wer gestaltet die Liedblätter für den Gottesdienst? (Bilder, Texte, Lieder)
    > Welche Musik soll gespielt, welche Lieder gesungen werden?
    > An welche musikalische Begleitung ist gedacht und durch wen?
    > Ist ein Ringtausch des Ehepaares vorgesehen?
    > Sind Foto- und Videoaufnahmen möglich und an welchem Standort?
    > Wofür ist die Kollekte gedacht? Kann diese persönlich überbracht werden?
    > Ist ein Empfang vor bzw. nach dem Gottesdienst vorgesehen?
    > Bei der zweiten (…) Ehe: Sollte ein Familienmitglied ein Wort an die neue
    Familie richten?
  • Versand der Einladungen zur kirchlichen Trauung
  • Trauanzeige in Zeitung oder Gemeindebrief veröffentlichen
  • Tipps für die Vorbereitung der Hochzeit (Standesamt und Kirche) sind in zahlreichen Spezialzeitschriften oder Büchern wie in Broschüren des örtlichen Fotografen nachzuschlagen. Sie reichen von Hochzeitsbräuchen, der Auswahl des neuen Namens des Paares, über Heiratsanzeigen, den Ehevertrag, die Auswahl von Kleidern bis hin zum Buchen einer Reise für die Flitterwochen.

 

 

Quelle: Wolfgang H. Weinrich, Mittendrin, Spener-Verlag