30 Jahre Evangelischer Kindergarten Partenheim

… von Horst Runkel

Ganz früher gab es einmal einen Kindergarten in Partenheim, in der Hintergasse, so kann sich der Verfasser noch erinnern, weil er da selbst noch hingegangen ist.

Nach Auflösung dieser Einrichtung gab es viele Jahre keinen Kindergarten in Partenheim. Bis sich dann einige Eltern zusammenschlossen und ihre Kinder nach Vendersheim bringen durften. Dies war für viele ein mühsamer Weg, denn man musste täglich bis zu viermal nach Vendersheim fahren. Einige Jahre später durften die Partenheimer ihre Kinder nach Jugenheim bringen, weil im dortigen Kindergarten noch Plätze frei waren. Der Weg war zwar nicht ganz so weit wie der nach Vendersheim, doch die Organisation mit den Fahrdiensten täglich bis zu viermal war die gleiche. Zwar war der Verkehr noch nicht so stark wie heute, doch die Gefahren waren die gleichen, denn jedes Auto hatte mindestens vier Kinder an Bord. Es ging aber viele Jahre gut und es geschahen keine Unfälle. Die Eltern waren dankbar für die Möglichkeit der Unterbringung ihrer Kinder. Seit dieser Zeit, Ende der 70ziger Jahre haben immer mehr Mütter versucht, nach ihrem Mutterschaftsurlaub wieder eine Arbeit aufzunehmen. Somit waren sie auf einen Kindergartenplatz angewiesen.

Und in dieser Zeit gab es in Partenheim noch keinen eigenen Kindergarten.

Zwei Menschen des damaligen Elternbeirates im Kindergarten haben dann die Initiative ergriffen und die Wege geebnet für unseren heutigen Kindergarten.

Herr Wilfried Blees-Wallich und Herr Horst Runkel haben sich mit der Kreisverwaltung, dem Jugendamt, dem Ortsgemeinderat und der Kirchenleitung in Verbindung gesetzt. Zunächst gab es natürlich überall erst einmal Ablehnung. Doch Beharrlichkeit führte dann zum ersten Ziel. Nach vielen Verhandlungen wurden dann von der Kreisverwaltung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um einen täglichen Busverkehr zwischen Partenheim und Jugenheim zu installieren, der unsere Kinder täglich nach Jugenheim brachte. Dies war eine vorübergehende Zwischenlösung. Eines Tages war in Jugenheim die Kapazität der zweigruppigen Einrichtung erreicht. Ein Anbau wäre notwendig gewesen.

Nach vielen Überlegungen kam man dann auf folgende Idee:

Der Kindergarten in Jugenheim steht unter der Leitung der Kirchengemeinde. Wenn man nun die Gruppe, die anzubauen wäre, nicht an das Gebäude in Jugenheim baut, sondern diesen Gruppenraum in Partenheim auf das vorhandene Gelände stellt, würde man von Seiten der Kosten nicht viel teurer werden und die Kinder von Partenheim müssten nicht jeden Tag zweimal mit Bus oder PKW nach Jugenheim gefahren werden.

Je mehr diese Idee reifte und die Vorstellungen wo und wie das ganze praktikabel zu lösen sei, fand man immer mehr Fürsprecher für diesen Gedanken.

So kam der Tag an dem sich im evangelischen Gemeindehaus Vertreter der Elternschaft aus Partenheim, Vertreter des evangelischen Kirchenvorstandes Partenheim, Vertreter der Ortsgemeinde Partenheim und Vertreter der Kirchenleitung (EKHN) aus Darmstadt trafen und über die vorliegenden Anträge und Vorschläge berieten.

Es war eine sehr fruchtbare Unterhaltung, die wahrscheinlich noch an diesem Abend bei allen verantwortlichen Anwesenden die Entscheidung für unseren heutigen Kindergarten erbrachte. Obwohl bereits zu der damaligen Zeit von Seiten der EKHN bekannt war, dass keine neuen Einrichtungen mehr gebaut werden sollten, hat man sich dann mit der Übernahme der reinen Betriebsträgerschaft einverstanden erklärt. Aber nur, weil die Ortsgemeinde bereit war die Bauträgerschaft zu übernehmen und die evangelische Kirchengemeinde kostenlos den Grund und Boden zur Verfügung stellte.

Es wurden die entsprechenden Verträge ausgehandelt und man war sich recht schnell über die Modalitäten einig. Der Neubau konnte beginnen. Alles lief nach Plan, so dass im Jahre 1983 der Kindergarten Partenheim in einer Feierstunde eingeweiht werden konnte. Die Verantwortlichen Personen waren damals von der Bürgerlichen Gemeinde Ortsbürgermeister Karl Klippel, von der evangelischen Kirchengemeinde Pfarrer Michael Schweitzer und Architekt Werner Repovs. Es gilt noch zu erwähnen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen der bürgerlichen Gemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde sehr gut harmonierte. Über die vielen kleinen Details, die während dieser Zeit zu überwinden waren, hier zu berichten, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

Die Einrichtung wurde nach der Einweihung von 25 Kindern bezogen. Doch schon nach kurzer Zeit stellte man fest, dass der Kindergarten eigentlich zu klein war. Es wurde eine Notlösung geschaffen und der Turnraum in einen Gruppenraum umfunktioniert. Damit war zunächst  einmal wieder für Entspannung gesorgt.

Dann kam die Nacht vom 8. auf den 9. März 1988 an die sich wohl das ganze Dorf heute noch erinnert.  Mitten in der Nacht gegen drei Uhr heulten die Feuerwehrsirenen. Eine riesige Flamme erleuchtete die Pappeln im „Schwarzen Mannsgraben“ – man wusste es schon von Ferne – unser Kindergarten brannte. Das ganze Dorf war auf den Beinen, doch es war nichts mehr zu retten. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Tagelang sah man den Menschen in unserer Gemeinde den Schrecken dieser Nacht noch in den Gesichtern stehen. Und Tränen flossen nicht nur bei den Kindern, die am nächsten Morgen die Einrichtung aufsuchen wollten und nur noch verbrannte Spielzeuge und Reste eines Gebäudes vorfanden.

Was war geschehen? Einbrecher in der Nacht hatten wohl brennende Zigarettenstummel weggeworfen, die dann diesen Brand entstehen ließen.

Wieder standen wir am Anfang! Unsere noch neue Einrichtung, auf die die ganze Gemeinde so stolz war, gab es über Nacht nicht mehr. Doch es machte keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken, unsere Kinder brauchten ein neues Heim. Schnell war in einigen Tagen im evangelischen Gemeindehaus ein Provisorium für zwei Gruppen hergerichtet.

Die Brandversicherung gab auch schnell ihr Signal, dass mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. Und jetzt hatten wir durch diesen Brand Glück im Unglück! Wir hatten die Möglichkeit den Wiederaufbau so zu gestalten, dass wir die Einrichtung als zweigruppigen Kindergarten mit einem zusätzlichen Turnraum aufbauen konnten, ohne dass es die beiden Träger zusätzlich Geld kosten würde.

Im April 1989 konnte dann der neu errichtete Kindergarten wieder in Betrieb genommen werden.

Ein Jahr später kam das nächste Erwachen. Durch eine schnell wachsende Gemeinde kamen viele junge Familien nach Partenheim und wir mussten feststellen, dass unsere Einrichtung wieder einmal zu klein war. Dieses Mal konnte sich die Gemeinde schnell dazu durchringen und es wurde ein Anbau an den Kindergarten vorgenommen, so dass im Jahr 1991 die dritte Gruppe eingeweiht werden konnte.

Durch wechselnde Kinderzahlen war noch einmal eine vierte Gruppe im Gespräch, die sich aber durch veränderte Kinderzahlen nicht als realisierbar erachtete. Somit konnte bis zum heutigen Tag die Arbeit in drei Gruppen konstant mit regelmäßig 75 angemeldeten Kindern aufrechterhalten werden.

Ein weiterer Einschnitt, der eine Veränderung mit sich brachte, war die Einführung einer Übermittagsbetreuung im Jahr 1998. Es wurde den Eltern und hauptsächlich Alleinerziehenden, für deren Kinder ein warmes Mittagessen in der Einrichtung angeboten. Nach anfänglich zögerndem Gebrauch hat sich schnell eine Auslastung dieses Angebotes ergeben.

Durch die allgemeine Entwicklung der Lebenssituationen einzelner Familien in unserer Gemeinde, z.B. dass die Großeltern nicht mehr im Ort wohnen, ergab sich in den nächsten Jahren die Frage: Wie ist es mit dem Angebot von Ganztagsplätzen in unserer Kindertagesstätte? Nach einer Bedarfserhebung wurde im Jahr 2002 die Genehmigung erteilt und auch in der Einrichtung umgesetzt, so dass jetzt 24 Plätze für Ganztagsbetreuung zur Verfügung stehen.

Und wieder ging die Entwicklung weiter: Für die Ganztagsbetreuung musste auch für ein Mittagessen gesorgt werden. Da in der Einrichtung zwar eine Küche vorhanden ist, diese aber nicht für eine Herstellung des Mittagessens ausreicht wird das tägliche Essen durch einen Fremdlieferanten geliefert. Somit konnten wir für unsere Kita (Kindertagesstätte) die Übermittagbetreuung sicherstellen.

Im Jahr 2009 hat sich unsere Einrichtung dem Qualitätsentwicklungsprogramm (QE) unserer Landeskirche (EKHN) angeschlossen und einen Selbstevaluationsprozess durchgeführt. Dieser wird in regelmäßigen Abständen immer wieder überprüft und überarbeitet.

In den Jahren 2010 und 2011 hat die Einrichtung für ihre Aktivitäten und spezielle Arbeit Auszeichnungen vom Deutschen Chorverband („Felix“) und vom Rheinhessischen Turnerbund („Bewegungskindergarten“) erhalten.

Aufgrund des Wandels in unserer Gesellschaft ergab sich in dieser Zeit die Nachfrage nach Kindergartenplätzen für Kinder unter drei Jahren. Durch eine Umstrukturierung in den Abläufen unserer Einrichtung konnten wir diese Nachfragen bald in das Angebot unserer Einrichtung aufnehmen und umsetzen.

Durch die Aufnahme der Kinder unter drei Jahren stellte man fest, dass für diese Altersgruppe im Außenbereich keine altersgerechten Spielmöglichkeiten vorhanden waren. So stellte man erstmals im Jahr 2010 zusammen mit der Ortsgemeinde Partenheim Überlegungen zur Anpassung und Umgestaltung des Kindergartenaußengeländes an.

Nach vielen Vorgesprächen und Planungen zusammen mit der Forschungsstelle für Frei- und Spielraumplanung (FFS) wurde dann das große Projekt im Jahr 2012 in die Tat umgesetzt. Nach dreimonatiger Bauzeit konnte dann das neu gestaltete Außengelände der Kindertagesstätte im August 2012 offiziell zur Nutzung übergeben werden. Dieses große Projekt beinhaltet in seinem Konzept, dass Kinder gemeinsam mit ihren Erzieherinnen das Gelände betreuen und täglich neu erkunden sollen. Auch das Gelände hinter dem Gebäude, das als Biotop belassen wurde, soll von den Kindern als Erlebnisland im naturnahen Bereich genutzt werden.

Auch diese vorläufig große Aktion ist für alle zufriedenstellend beendet worden. Warten wir nun auf neue Dinge, die uns die Zukunft bringt.

Der Chronist wünscht der evangelischen Kirchengemeinde und der Kindertagesstätte mit seinem Personal weiterhin eine kontinuierliche Entwicklung der Einrichtung und Gottes Segen für die Zukunft.